Samstag, 12. Dezember 2015

Hot Chocolate - Kate & Blue [Leseprobe] Charlotte Taylor



»Habt ihr Lust, zu meiner Dildoparty am Samstag zu kommen?« Fay war mit den Getränken, einer Handvoll Flyer und einem konspirativen Lächeln zum Tisch der WG-Bewohnerinnen gekommen.
Zum erst
en Mal seit einer gefühlten Ewigkeit saßen alle vier zusammen beim Abendessen im Hot Chocolate und waren gerade dabei, den aufgelaufenen Klatsch der letzten Tage abzuarbeiten, als Fay sie mit dieser Frage verstummen ließ. Zumindest kurzfristig, denn: »Wie war das?«, fragte Lisa, die als Erste die Sprache wiederfand.
»Ich veranstalte eine Dildoparty – das läuft ab wie eine Tupper- oder Kosmetikparty«, erklärte die hübsche Kellnerin geduldig.
»Nur mit Dildos?« Jill grinste.
»Nein, nicht nur. Mit allen Sexspielzeugen, die man sich vorstellen kann. Und außerdem Dessous, Duftkerzen, Massageölen und natürlich auch der brandaktuellen Shades-of-Grey-Sonderedition. Die Veranstalterin hat zugesagt, ausführliche Produktpräsentationen zu machen, damit keine Fragen offenbleiben. Und außerdem ...«
»Dürfen die Gäste auch alles ausprobieren«, vervollständigte Lisa anzüglich Fays Ausführungen.
»Nicht so, wie du dir das vielleicht vorstellst. Du darfst dir den Vibrator höchstens an die Nasenspitze halten«, winkte Ava ab.
»Sprichst du aus Erfahrung?«
»Leider ja, meine Mutter veranstaltet solche Partys auch regelmäßig, für ihre Patienten und zur ›Recherche‹, wie sie sagt. Und einmal war ich auch dabei.« Ava seufzte. Ihre Mutter war Sexualtherapeutin und für ihren Geschmack viel zu offenherzig. »So spannend ist das alles nicht.«
»Ich nehme an, dass es bei mir schon lustiger wird als mit deiner Mutter. Also, was ist, Mädels?« Fay blickte erwartungsvoll in die Runde.
»Ich bin raus. Ich weiß für meinen Geschmack jetzt schon viel zu viel zum Thema Sexspielzeug und außerdem muss ich im Krankenhaus arbeiten.«
»Schade, ich hätte schon Lust, aber am Samstag muss ich im Blue Bell Club den Auftritt der Tänzerinnen bei uns besprechen. Aber wenn du einen Katalog hast, würde ich gerne das ein oder andere Toy bestellen.« Lisas Augen blitzten.
»Und du?« Fay wandte sich an Jill.
»Mal sehen«, sagte sie gedehnt. »Ich wollte vielleicht noch mal im Krankenhaus meinen Fuß ansehen lassen. Der tut immer noch weh ...«
»Jill braucht kein Sexspielzeug. Sie braucht nicht mal einen Partner für die tollsten Orgasmen. Sie muss dafür nur ins Krankenhaus, einen Blick auf Avas Chef werfen und dann träumen.« Lisa schüttelte lachend den Kopf. »Süße, wann begreifst du endlich, dass dein Erlebnis mit Dr. George wirklich nur ein Traum war?«
»Glaubt ihr nur, was ihr wollt. Ich weiß es besser! Ich hatte schon viele Träume, auch sehr intensive, aber das war kein Traum!« Die Oscar-Nacht, die sie, statt mit ihrem Vater auf dem roten Teppich, mit angeknackstem Fuß in der Notaufnahme verbracht und in der sie dort von George Lee eine sehr spezielle Behandlung erfahren hatte, lag drei Tage zurück. Und noch immer vibrierte ihr ganzer Körper in orgiastischem Nachhall, wenn sie nur daran dachte. Dass Ava steif und fest behauptete, dass all das nicht passiert war, nicht passiert sein konnte, weil sie angeblich ohnmächtig geworden war und schließlich die ganze Nacht geschlafen hatte, wollte sie nicht akzeptieren. Zumal Ava ja auch hatte zugeben müssen, dass sie nicht die ganze Zeit an ihrer Seite geblieben war. Da hätte alles passieren können. Alles! Jill war besessen davon, Dr. George im Vollbesitz ihrer geistigen und körperlichen Kräfte gegenüberzutreten und das Mysterium dieser Nacht aufzuklären. Und es womöglich noch einmal zu erleben ...
»Na ja, wenn ich solche Träume hätte, könnte ich vielleicht auch auf Sexspielzeug verzichten, aber so ...« Fay lächelte versonnen. »Kommst du wenigstens, Kate? Es sind auch Sachen für Pärchen dabei, damit es bei dir und Richard noch viel prickelnder wird.«
»Was heißt hier ›noch viel‹?« Das war wieder Lisa. »Soweit wir wissen, prickelt bei Richard gar nichts.«
Kate sagte nichts, sondern rollte nur mit den Augen.
»Na, dann vielleicht den Vibrator mit Orgasmusgarantie? Den will ich mir in jedem Fall kaufen«, lachte Fay, und Kate zuckte unmerklich zusammen. »Den besten Orgasmus meines Lebens hatte ich nämlich vor ein paar Jahren mit einer Massagedüse in einem öffentlichen Spa-Pool. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich da zusammenreißen musste, damit ich nicht den ganzen Laden zusammenstöhne. Die hätten mich glatt rausgeschmissen. Total peinlich. Ich würde ja öfter hingehen, aber das ist mir zu riskant und auch zu teuer. Dafür kann ich mir dann wirklich einen Luxusvibrator mit allen Extras kaufen. Deswegen veranstalte ich die Party ja auch. Für richtig tolle Toys muss man nämlich ernsthaft Kohle hinlegen, aber ich bekomme als Gastgeberin erstens ein tolles Geschenk und zweitens auch Prozente. Also, was ist jetzt? Kate, komm doch vorbei!«
»Ich denk drüber nach«, versprach Kate. »Und falls Freddy dich rausschmeißt, weil du seine Gäste mit unmoralischen Angeboten belästigst, kannst du jederzeit bei dieser Spielzeugfirma anheuern. Das war ja eine wahre Marketingoffensive. Jetzt aber husch, wir haben Hunger! Ich muss heute Abend noch ein bisschen lernen.«

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