Samstag, 12. Dezember 2015

Hot Chocolate - Jill & George [Leseprobe] Charlotte Taylor


»Na, wie ist es gelaufen?«, wollte Ava wissen, als Jill sich in das rote Cabrio gezwängt und ihre Sachen auf die Rückbank neben Henry gestopft hatte, der sie enthusiastisch begrüßte.
»Fr
ag nicht.« Jills vorübergehend gnädige Stimmung war wieder äußerster Reizbarkeit gewichen. »Du und deine tollen Ratschläge!«
»Wieso?«
»Weil es gar nichts bringt, Männern die Wahrheit zu sagen! Als ich Julian gestanden habe, dass ich mir durchaus mehr mit ihm vorstellen könnte, war er schneller weg, als ich ›Auf Wiedersehen‹ sagen konnte. Und mein Vater ist sowieso ein sturer Ignorant!«
»Jetzt mal der Reihe nach, was genau hast du Julian gesagt?«
»Ob er statt auf einer Welle auch mal auf mir reiten will.«
»Sehr subtil«, kicherte Ava leicht fassungslos.
»Du hast gesagt, dass Männer subtil nicht verstehen.«
»Und was hat er geantwortet?«
»Er hat mich wie vom Donner gerührt angestarrt und dann ›Echt jetzt?‹ gefragt. Und dann war er weg.«
»Wahrscheinlich muss er das erst einmal verdauen. Ich würde das noch nicht als endgültige Abfuhr verbuchen.«
»Nicht? Ich schon! Ich wollte endlich mal wieder richtig gefickt werden. Am liebsten sofort am Strand.«
»Geht’s vielleicht noch drastischer?«
»Jetzt zier dich nicht so. Wer hat denn vor drei Wochen die Nacht der Tausendundein Orgasmen gehabt? Das war auch nicht ›Liebe machen‹ oder ›miteinander schlafen‹, sondern animalisches Ficken.«
»Das war etwas ganz anderes.« Ein zarter Rotton kroch über Avas Wangen.
»Klar, die ganz große Liebe, oder? Warum hast du dann immer noch keinen Kontakt mit Wonderboy Jack aufgenommen?« Jill rollte genervt mit den Augen. In den letzten drei Wochen hatte sie etliche Male beobachten müssen, wie Ava über Jack Myers’ Facebook-Profil brütete und sich nicht dazu entschließen konnte, ihm eine Freundschaftsanfrage zu schicken.
»Weil ich es schöner fände, wenn er sich bei mir meldet«, antwortete sie und wurde noch röter.
»Und wie soll er das bitte schön machen? Auf Facebook nennst du dich Queen A. und hast als Profilbild einen Ölschinken von Queen Anne. Wie soll er da auf die Idee kommen, dass du dahintersteckst?«
»Spielt ja auch keine Rolle«, versuchte Ava abzulenken. Sie hatte keine Lust, dieses Thema weiter zu vertiefen. »Wir waren im Augenblick ja eher bei deinem Männerproblem und nicht bei meinem.«
»Mein Männerproblem? Wenn es denn nur eines wäre.« Jill lachte bitter auf. »Mein Prof hält mich für untalentiert, Julian für unattraktiv und mein Vater für ungeeignet, ihn zur Oscar-Verleihung zu begleiten. Nur dein Hund mag mich.« Sie kraulte den wolligen braunen Pudel, der ihr zärtlich über die Wange leckte.
»Oh, mal wieder im vollen Drama-Queen-Modus ...«, murmelte Ava. »Wieso willst du denn überhaupt mit deinem Dad zu den Oscars? Das Promi-Getue war dir doch sonst immer so ein Graus.«
»Weil es wichtig für meine Karriere wäre, aber das verstehst du nicht.«
»Da hast du sogar recht. Meine Karriereplanung sieht im Moment so aus, dass ich mir jetzt wieder eine Nacht mit Dr. Lee in der Notaufnahme um die Ohren schlagen muss.« Avas Miene verfinsterte sich merklich. »Und dabei nur hoffen kann, dass so richtig viel los ist. Denn lieber lasse ich mich dreimal pro Nacht von Betrunkenen ankotzen, als seine Schikanen zu ertragen.«
»Wieso schikaniert er dich?« Jill sah irritiert zu ihrer Freundin. Solche Töne kannte sie nicht von ihr. Da Ava schon immer in allem die Beste gewesen war, konnte sie sich kaum vorstellen, dass sie ernsthafte Probleme in ihrem Praktikum hatte. Da erschien es ihr eher wahrscheinlich, dass sie noch vor Studienabschluss die erste OP am offenen Herzen vornähme.
»Weil ich auf seine Avancen nicht eingegangen bin.«
»Bitte?«
»Ja, unser geschätzter Oberarzt hat es auf Studentinnen abgesehen. Wer ihm sexuell zu Diensten ist, bekommt die guten Fälle und Topbewertungen. Wer nicht ... der nicht.«
»Das ist ja unfassbar!«, empörte sich Jill. »Kannst du dich da nicht irgendwo beschweren? Ich meine, das ist sexuelle Belästigung und so.«
»Klar könnte ich. Aber das würde nicht viel bringen. Außer dass es dann noch schlimmer wird.«
»Sieht er denn so richtig fies und eklig aus?«, wollte Jill nach einer längeren Pause wissen.
»Nein, gar nicht. Ganz im Gegenteil. Optisch ist er ein Knaller. Aber was hat das denn mit seinem Verhalten zu tun?«
»Na, wenn er denn so ein Schnittchen ist, dann tu ihm doch den Gefallen. Ein bisschen Sex in der Pause entspannt doch ganz ungemein, und wenn du dafür die spannenden Patienten bekommst, ist es doch auch gut für dich.«
»Sag mal, spinnst du?«
»Ich meine ja nur. Du hattest doch keine Probleme, eine ganze Nacht mit einem Wildfremden zu verbringen, warum dann nicht ein paar Nümmerchen mit deinem Chef?« Jill klimperte betont unschuldig mit den Wimpern.
»Das ist echt geschmacklos!«
»Mag sein, aber wenn man gewisse Dinge im Leben erreichen will, darf man nicht wählerisch sein. Ich würde es tun.«
»Du würdest für Sex im Moment alles tun, wie mir scheint«, stellte Ava fest.
»Allerdings, bei der Sahara-Zone, die ich im Moment im Schritt habe. Meine Pussy ist trocken wie Sandpapier und würde jeden Schwanz blutig rubbeln.« Um Jills Mundwinkel zuckte ein verschmitztes Grinsen. »Vielleicht sollte ich mal bei Dr. Lee vorsprechen und dieses interessante medizinische Phänomen erörtern ...«

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen