Dienstag, 18. August 2015

☆°• mainbook-Verlag •°☆

Was seid ihr für ein Verlag?
Ein Belletristik- und Sachbuch-Verlag

Wann wurde der Verlag gegründet? 
2010
Wer ist der Gründer/ die Gründerin? 
Gerd Fischer
Ist der Verlag an einem größeren gebunden oder zugehörig an einem anderen Verlag?
Nein, er ist ein unabhängiger Verlag
Was heißt es für euch ein Verlag zu sein?
Buchprojekte mit unseren Autoren gemeinsam zu planen und Bücher zu veröffentlichen
Was macht ihr anders als die anderen, was ist euer Alleinstellungsmerkmal?
Der Verleger ist gleichzeitig auch Autor des Verlages und auch Lektor und denkt daher nicht nur verlegerisch, sondern auch wie Autoren

Wieviele Autoren sind bei euch untergekommen?
Bislang 22, 2016 kommen weitere 3 hinzu

Wie wählt ihr eure Autoren?
Wir bekommen Exposee- und Manuskriptangebote und bei den wirklich guten und interessanten, schlagen wir zu

Was muss der Autor mitbringen?
Schreibtalent, Eigeninitiative (ohne die heute nichts mehr geht), Lust auf Literatur und die Zusammenarbeit mit dem Verlag

Welche Genre findet man bei euch? 
Krimi, Thriller, Fantasy, Historischer Roman, Biografien, allg. Belletristik, Ratgeber, Sprachkurse, Reiseführer
Was sind die internen Bestseller?
Die Krimis von Gerd Fischer und die E-Book-Serien von Martin Olden (Steiner-Krimis) und
Alessandra Barabaschi (Ital. Sprachkurse)
Bietet ihr einen Autorenservice an? 
?????  (was soll das sein?)

Benötigt ihr Testleser? 
nein

Stellt ihr Rezensionsexemplare zur Verfügung? 
ja

Muss man sich für diese bewerben? 
gerne, aber ich schicke auch Rundmails bei Neuerscheinungen an Bloggerinnen und Blogger

Macht ihr regelmäßig Gewinnspiele? 
hin und wieder

Seit ihr in Facebook-Gruppen zu finden? 
Nein, aber eine eigene facebook-Verlagsseite („mainbook“)

Links zu eurer HP, FB-Seite, etc. 
www.mainbook.de und 
https://www.facebook.com/pages/Mainbook-Verlag/127155617318597?ref=bookmarks

Kann man bei euch ein Praktikum machen? 
geht leider nicht

Wie funktioniert der Ablauf beim Verlag bis ein Buch erscheint? 
Klassisch wie bei anderen verlagen auch. Die Manuskripte werden gesichtet, gelesen, lektoriert, ggfs. überarbeitet, parallel wird ein Layout des Covers und des Umschlags gemacht. Wenn der Text vom Autor freigegeben ist, wird er gesetzt und anschließend gedruckt als TB oder konvertiert zum E-Book

Kommen kosten auf den Autor zu wenn er bei euch unter Vertrag genommen wird? 
Nein


Gerd Fischer erzählt....
wie er unverhofft Verleger wurde ...

Es begab sich zu Beginn des Jahres 2010 in Frankfurt ... ich war Krimi-Autor, hatte bereits einen
Krimi veröffentlicht und stand kurz vor dem zweiten. Doch die Zusammenarbeit mit dem Verlag war
schwierig, tendenziell zermürbend, bis ich so frustriert war, dass ich kurzerhand meinen eigenen
Verlag gründete. Richtig gehört! Einen Eigenverlag, in dem ich meine Krimis veröffentlichen wollte.
Und vor allem wollte ich es besser machen als mein alter Verlag. Zum Beispiel im Umgang mit Autoren.

Natürlich brauchte ich sofort einen Verlagsnamen. Nach zwei Flaschen Rotwein mit meiner Nachbarin machte es Klick und er war da: mainbook. Cool! Eine Kurzumfrage im Freundeskreis brachte nur Lob. Also gut. Los geht’s! Blieb nur die Frage: Wie geht eigentlich Verlag? Wie funktioniert so ein Ding eigentlich? Was muss man tun, um Bücher herauszubringen? Okay, Gewerbe angemeldet und einfach mal gemacht. Die Anfangszeit war geprägt durch learning by doing und Tipps von Freunden. Zum Glück hatte ich 12 Jahre für Werbeagenturen als Texter gearbeitet, sodass ich die Zusammenarbeit mit Druckereien kannte, und auch im Marketing/PR nicht ganz unbewandert war.

Als ich dann im Juni 2010 tatsächlich das erste mainbook-Buch in den Händen hielt (den Krimi „Lauf in den Tod“), konnte ich es kaum fassen. Ein Buch war erschienen in meinem eigenen Verlag. WOW! Welch ein Gefühl. Doch dabei blieb es nicht. Ich hatte durch die Frustphase mit dem Verlag mehrere Manuskripte in der Schublade, die ich nach und nach veröffentlichte. So entstand meine Krimi-Reihe mit dem Frankfurter Kommissar Rauscher, der gerne mal einen Apfelwein zu viel trinkt, und inzwischen eine Art Kultstatus erreicht hat – zumindest bei einer eingeschworenen Leserschaft. Inzwischen sind 7 Bände erschienen.

Womit ich anfangs überhaupt nicht gerechnet hatte, war, dass ich aufgrund meiner Verlags-Homepage Leseproben und Exposées von anderen Autorinnen und Autoren zugesandt bekam. Dummerweise fanden sich darunter so gute Texte, die ich unmöglich ablehnen konnte. Ich musste mir etwas überlegen und so nahm ich meine erste Autorin unter Vertrag. So wurde also aus dem Eigenverlag im Laufe der Jahre 2011/2012 ein normaler kleiner, junger unabhängiger Verlag, der sich auf eine spannende Literaturreise begab – mit ungewissem Ausgang, denn noch wusste ich nicht, ob so ein Verlag überhaupt überlebensfähig war. Bei der einen Autorin blieb es nicht lange, es folgten weitere, heute sind wir ca. 20 – für mich wie eine kleine Familie. Zudem haben sich die Themen, Genres und Segmente erweitert. Ende 2012 bin ich zum Glück auf den fahrenden E-Book-Zug aufgesprungen, ohne den der Verlag heute nur sehr, sehr schwer zu führen wäre.
Das ist also das Besondere an mainbook: Der Verleger ist gleichzeitig auch Autor, nimmt immer beide Perspektiven ein. Das ist wichtig, denn ich beziehe meine Autorinnen und Autoren in alle Entscheidungen rund um die Bücher mit ein. Da ich auch als Lektor arbeite, gibt es sogar noch eine
dritte Perspektive, die sich speziell der Texte annimmt und die sich immer wieder freut, wenn aus einem guten Manuskript ein tolles Buch wird ...


Verleger sein – jeden Tag ein ‚Aha‘!

Vielleicht denken einige, dass Bücher verlegen immer das Gleiche und unspannend ist. Das Gegenteil
ist der Fall. Es ist jeden Tag neu, überraschend und lehrreich, Verleger zu sein. Warum? Die
Verlagsbranche und der Buchmarkt wandeln sich permanent – insbesondere durch den digitalen Wandel – und sind sogar durch das Aufkommen der E-Books auf den Kopf gestellt worden. Zugegeben: Der Markt für gedruckte Bücher und deren Vertrieb läuft in eingefahrenen Bahnen, aber durch die folgenden Fragen ist schon klar erkennbar, was den E-Book-Markt so neu macht: Verändert sich durch die E-Books das Leseverhalten der Leser? Kann man E-Books streamen? Was ist ein epub und worin liegt der Unterscheid zu epub3? Worin unterscheiden sich Offset- und Digitaldruck? Wie funktioniert Marketing bei E-Books? Wie stelle ich den Vertreib von E-Books auf die Beine? Was ist ein Erlös-Modell und worin lieg der Unterschied zum Abo- oder Flatrate-Modell? Wie bringe ich die Backlist-Titel bei den E-Book-Shops ins Gespräch? Warum sind Metadaten bei den E-Books so wichtig?

Ich bin Autodidakt und muss es sein, sonst käme ich längst nicht mehr hinterher. Ich muss mich auf
alles einstellen, neu einstellen, den E-Book-Vertrieb organisieren, dabei hilft mir seit drei Jahren
mein externer E-Book-Dienstleister, ohne den ich verloren wäre. Denn 32 deutschsprachige und ca. 150 internationale Online-Shops kann ich unmöglich allein beliefern. Und erst die Abrechnungen ... No way!

Der E-Book-Markt ist inzwischen ein sehr wichtiges Segment geworden, insbesondere für die
Genreliteratur, und daher baue ich bei mainbook diesen Bereich unter dem Label ‚mainebook‘
sukzessive aus. Ohne E-Books wäre mainbook (und wohl viele andere kleine Verlage) kaum
überlebensfähig. Heutzutage ist es aufgrund der Flut an Neuerscheinungen nicht mehr normal, mit
jedem Buch auch in die Buchhandlungen zu kommen. Dafür gibt es insgesamt zu viele Bücher. Deshalb ist der Kontakt und die Zusammenarbeit mit den Buchhandlungen enorm wichtig. Die großen Verlage sind dort die Platzhirsche, die den kleinen manchmal die Luft zum Atmen nehmen. Ich hoffe sehr, dass nicht auch noch die Buchpreisbindung in Deutschland fallen wird (böse Zungen behaupten, es könnte im Zuge des Freihandelsabkommens TTIP geschehen), denn ohne Buchpreisbindung stünden meiner Ansicht nach sofort die Hälfte der (kleineren) Verlage und auch der Buchhandlungen auf der Kippe.

Neben den Neuerungen und innovativen Entwicklungen der Buchbranche, die mir tagtäglich begegnen, gibt es sehr wohl auch Abläufe und Jobs, die sich nie ändern werden. Das Lesen und Sichten neuer Manuskripte und Exposés zum Beispiel nimmt viel Zeit in Anspruch, aber es ist auch unglaublich spannend. Was ich schon alles auf dem Schreibtisch hatte! Von einem Reiseführer auf den Mars über „Das Leben meines Wauzis“ bis zu einem Ratgeber zur Züchtung von Keimlingen war alles dabei: vor allem Krimis, Thriller, Fantasy, ambitionierte Romanprojekte, Lyrikbände, Ratgeber. Am häufigsten bekomme ich Genreliteratur zugesandt. Leseproben, die keine Fehler enthalten, sind sehr selten. Leseproben, die mehr falsche als richtige Sätze enthalten, hingegen nicht. Manchmal vermisse ich die Sorgfalt im Umgang mit der Sprache, dem Text, dazu gehört nun einmal auch die Rechtschreibung und Zeichensetzung.

Wenn mich eine Leseprobe überzeugt und ich mit der Autorin/ dem Autor einen Autorenvertrag
geschlossen habe, geht es an die Umsetzung. Ich habe ein Portfolio an freien Mitarbeitern und mein
Job ist es, den Richtigen für ein bestimmtes Buchprojekt auszuwählen, wenn es um ein Lektorat oder
Korrektorat geht, wenn es um die Gestaltung eines Covers, eines Buchlayouts, eines Plakates oder um eine Photoshop-Retusche geht. Parallel dazu werden Klappentexte, Inhaltstexte und Autorenvita entwickelt, wobei ich die Autoren stets einbeziehe und Vorschläge erarbeiten lasse (Sie kennen ja in der Regel ihre Bücher und sich am besten). Im Zuge dessen entstehen auch Ideen zum Marketing und zum Vertrieb. PR-Texte werden geschrieben, Möglichkeiten der Vermarktung ausgelotet, Zielgruppen definiert, damit das Buch auch die richtigen Leser findet oder umgekehrt, und Lesungen werden organisiert. Das alles sollte im Vorfeld stattfinden, bis das gedruckte Buch oder das konvertierte E-Book vorliegt. Aber das wäre der Idealfall. In der Realität kommt manchmal was dazwischen. Timelines müssen verschoben, der Großhandel informiert werden.

Irgendwann ist er dann aber da, der große Moment: Die Autoren halten ihr Buch in der Hand (ich
natürlich auch). So viel Arbeit steckt da schon drin, aber jetzt geht es eigentlich erst richtig los mit dem Buchleben. Ein seriöser Verlag lebt nun mal vom Bücher verkaufen (Die Druckkostenzuschussverlage haben andere Einnahmemodelle). Darüber hinaus versuche ich, die Zusammenarbeit mit Bloggern zu intensivieren, weil die klassischen Medien und Zeitungen nicht mehr die Ansprechpartner früherer Jahre sind (Personalabbau in den Redaktionen) und weil ich bei den Buch- und Literaturbloggern und deren Followern die Leidenschaft fürs Lesen und für Bücher spüre. Sie sind mit Liebe und Engagement bei der Sache, was sehr schön zu beobachten und enorm hilfreich ist.

Zudem präsentiere ich den Verlag auch auf (kleineren) Buchmessen. Auf der wichtigsten Buchmesse in Frankfurt wird mainbook 2015 erstmals vertreten sein. Ein Abenteuer der besonderen Art! Ich hoffe, möglichst viele Bloggerinnen und Blogger an unserem Stand begrüßen zu dürfen. Ich könnte jetzt noch vieles schreiben, aber ich denke, eines ist sehr deutlich geworden: 

So ein Verlag ist kein normaler Job, sondern eine Lebensaufgabe. Meine Lebensaufgabe.


Frankfurter Krimi-Reihe mit Kommissar Rauscher – von Gerd Fischer

Die Rauscher-Krimis waren eine echte Schnapsidee. Im Jahr 2003 war ich zwei Wochen auf Bali und las am Strand einen Krimi, der mich inspirierte. Warum nicht selbst mal einen schreiben?, dachte ich
mir. Also los! Noch im Urlaub überlegte ich mir eine Krimi-Story, die auf der Insel angesiedelt war.

Dazu brauchte ich eine Hauptfigur. Ich wollte unbedingt jemanden, der aus Frankfurt stammt, wo ich
seit über 20 Jahren wohne. Plötzlich erschien der Name Rauscher am Horizont über der balinesischen
See. Der Name ist sehr bekannt in Frankfurt. Frau Rauscher aus der Klappergasse in Sachsenhausen ist eine Art Kultfigur und diente als Vorlage des berühmtesten Frankfurter Apfelweinliedes. So nannte ich also meinen Frankfurter Kommissar Herrn Rauscher, der dem einen oder anderen Apfelwein nicht abgeneigt ist, ja, der ihn geradezu vergöttert. Apropos Götter: „Mord auf Bali“ erschien dann tatsächlich im Jahr 2006 und, weil er vergriffen war, in einer Neuauflage 2011 in meinem eigenen Verlag mainbook.

Seitdem begleitet mich Herr Rauscher durch insgesamt 7 Krimis. Mich holte irgendwann die Welle der Regional-Krimis ein, auf der ich bis heute surfe. Daher sind die Bände 2 bis 7 in Frankfurt
angesiedelt. Für die Krimis suche ich mir in der Regel Stoffe, die aktuell und brisant sind und auch
gesellschaftsrelevant oder -kritisch. Oft bilden reale Ereignisse den Hintergrund der Geschichte,
dafür führe ich viele Interviews, die eigentliche Kriminalstory ist aber fiktiv.
Mein neuster Krimi „Abgerippt“ beispielsweise greift das Problem der Mietpreisexplosion in Frankfurt auf und auch die Verdrängung der Mieter aus ihren Stadtteilen, was insbesondere ältere Menschen folgenreich betrifft. Rauschers Onkel wird aus seiner Mietwohnung zwangsgeräumt und am gleichen Tag liegt der Hausmeister tot im Hinterhof. Die Kripo um Rauscher kommt der Hausbesitzerin auf die Schliche, die mit mehr als dubiosen Methoden versucht, die Mieter aus dem Haus raus zu mobben.

Weiterhin habe ich die Themen Fluglärm („Fliegeralarm“, 2013), Cybermobbing an einer Frankfurter
Schule („Paukersterben“, 2012), ein moderner Robin Hood in Frankfurt („Robin Tod“ 2011) und Doping bei Hobbyläufern („Lauf in den Tod“, 2010) in meinen Krimis behandelt. Inzwischen habe ich etwa 20-25 Lesungen pro Jahr – die meisten davon im Rhein-Main-Gebiet – und Herr Rauscher will immer noch weiter ermitteln ... Ich bin selbst sehr gespannt, was er noch so vorhat.


Freuden und Leiden eines Verlegers (Anekdoten)

Was macht eigentlich ein Verlag? Manuskripte sichten, Bücher verlegen und vermarkten und Autoren
betreuen. Was sich wie Alltag anhört, ist in Wirklichkeit eine Herzensangelegenheit, in die ich sehr
viel Zeit investiere. Die Tage und halben Nächste sind meistens voll, aber es lohnt sich. Das Gefühl, ein neues Buch in den Händen zu halten, ist immer wieder großartig.

Im Laufe der Zeit habe ich witzige, skurrile und erwärmende Dinge erlebt, zum Beispiel:

Mein persönliches Highlight: Flughafen-Lesung

2012 habe ich eine Aktivistin aus einer Bürgerinitiative gegen Fluglärm kennengelernt und nach
weiteren Recherchen beschlossen, einen Krimi über das Thema Fluglärm zu schreiben, da es hier in
Frankfurt/Main seit Jahrzehnten virulent ist und viele Bürger darunter leiden. Im November 2013
erschien dann „Fliegeralarm“, der nicht nur die heutige Situation des lärmgeplagten Frankfurt
aufgreift, sondern auch eine historische Dimension hat und bis ins Jahr 1987 an die Startbahn West
zurückgeht. Auf den Krimi sind – quasi automatisch – weitere Bürgerinitiativen aufmerksam geworden und es dauerte nicht lange, bis mich eine davon zu einer Lesung eingeladen hat. Und jetzt kommt’s:

Die Lesung sollte im Rahmen der Montagsdemo am Frankfurter Flughafen stattfinden, genauer gesagt in Terminal 1! Und so geschah es dann auch im Februar 2014. Ich habe quasi im Wohnzimmer des Flughafenbetreibers vor etwa 1.500 Zuhörern aus „Fliegeralarm“ gelesen – teilweise mit Standing
Ovations – und auch einige Flugkapitäne der Lufthansa lauschten gebannt von der Empore aus, hin und wieder schüttelte einer den Kopf, wie ich aus dem Augenwinkel mitbekommen habe. Ich musste permanent grinsen, denn die Situation war wirklich skurril – fast schon unwirklich – und natürlich ein
außergewöhnliches Lese-Erlebnis: das Highlight meines Autoren-Daseins.

Die fruchtbarste Begegnung

Ich war zu einer Lesung auf einem Neujahrsempfang in Bonn eingeladen. Nach meiner Lesung sprach mich eine etwas schüchtern wirkende Frau an. Sie sei Italienerin und habe einen Lernkrimi geschrieben, Italienisch für Deutsche, Anfängerkurs, Titel „Der Krieg der römischen Katzen“, und da er in Rom spiele sei gleich ein kleiner Stadtführer mit Bildern dabei.

Diese Begegnung fand im Januar 2013 statt. Heute im April 2015, sind daraus eine Serie mit 6
veröffentlichten E-Books geworden. Lernkrimis in Rom, Florenz, Venedig, Verona, Busseto und Cremona.

Der 7. – Mailand – steht kurz bevor. Und nicht nur das: Alle diese E-Books gibt es inzwischen auch
auf Italienisch-Englisch, die in ca. 150 Online-Shops weltweit verkauft werden. Und da die Serie gut läuft, hat sich Alessandra Barabaschi, so der Name der Autorin, entschlossen, auch Lernkrimis auf Deutsch für Italiener und englischsprachige Personen zu verfassen. 

Der erste – „Geheimcode: Oktoberfest“ – spielt in München und erscheint noch dieses Frühjahr. Natürlich auch auf Englisch/Italienisch. 5 weitere Lernkrimis in Frankfurt, Hamburg, Berlin etc. sind vertraglich fixiert und werden noch erscheinen. Was aus einer unschuldigen Begegnung so werden kann ... Che bello! Grandioso! Formidabile!

Die berührendste Zuschrift

In der Verlagsbranche haben sich leider Standardabsagen an Autorinnen und Autoren oder gar keine
Rückmeldungen eingebürgert. Weil ich diese Entwicklung unschön finde, gehe ich einen anderen Weg und versuche, meine Absagen zu begründen. Aus Zeitgründen muss ich mich dabei meist auf wenige persönliche Zeilen beschränken. Trotz dieser wenigen Zeilen, bekomme ich hin und wieder
Dankeschön-Mails nach dem Motto: Wir freuen uns, dass überhaupt jemand geantwortet hat. Eine möchte ich hier veröffentlichen, denn sie hat mich einerseits sehr gerührt, andererseits auch sprachlos
gemacht und sehr traurig gestimmt, denn mir ist dadurch klar geworden, wie es um die Verlagsbranche insgesamt bestellt ist. Eine Frau, deren Namen ich natürlich nicht nenne, schrieb mir nach einer Absage zurück: Lieber Herr Fischer, Danke, dass Sie es der Mühe wert gefunden haben, mir so ausführlich zu antworten. Es ist wirklich selten der Fall, dass Neueinsteiger von seriösen Verlagen nicht wie lästiges Beiwerk behandelt werden. Und dafür möchte ich mich bei Ihnen herzlich bedanken. Wenn ich auch nicht bei Ihnen landen konnte ;-), so habe ich mich doch sehr über Ihr positives Feedback gefreut. Vielleicht bin ich doch keine so schlechte Geschichtenerzählerin, wie ich schon glaubte. Lieber Herr Fischer, ich wünsche Ihnen mit Ihrem kleinen Verlag viel Glück mit vielen erfolgreichen Erscheinungen, die sie zu einem leuchtenden Fixstern des deutschen Verlagshimmels machen sollen.

„Lästiges Beiwerk“, nicht zu fassen. Den Zeilen dieser Autorin brauche ich wohl keinen Kommentar
hinzuzufügen.

Was aus einer Kinderbuch-Lesung werden kann

2013 fand das erste Literaturfestival in Fechenheim statt. Da ich vor und nach meiner Lesung Zeit
hatte, hörte ich mir weitere Autorinnen und Autoren an. Darunter war ein Typ mit langen Haaren, die
er mit einem Tuch zusammengebunden hatte, und Vollbart. Ein Kinderbuchautor, der sein neues Werk vortrug. Es war grandios. Selten zuvor hatte ich jemanden so gut lesen hören. Nach dem Festival fragte ich ihn unbedarft, ob er nicht zufällig ein Krimi- oder Thriller-Manuskript in der Schublade hätte. Zufällig hatte er gleich zwei, von denen er aber behauptete, dass er sie gar nicht
veröffentlichen wolle. Ich bat ihn, sie mir zu schicken. Ich las und war sofort gefesselt. Das eine
Manuskript war fast veröffentlichungsreif, im anderen erkannte ich das Potenzial, es musste jedoch
überarbeitet werden. Ich traf mich mit dem Autor – sein richtiger Name lautet Marc Rybicki – und wir redeten darüber. Er zögerte, ich versuchte ihn zu überzeugen. Richtig! Also ich, der Verleger,
versuchte ihn, den Autor, von seinen eigenen Manuskripten und einer Veröffentlichung zu überzeugen.

Schließlich kamen wir überein und die beiden Bücher sind erschienen. Was daraus geworden ist? Heute hat er – unter den Pseudonym Martin Olden – bei mainbook 7 Krimis veröffentlicht und einen Thriller. Mindestens ein weiterer Krimi steht bevor und eine neue Serie ist in Planung. Die Krimi-Reihe um Kommissar Steiner liegt komplett als E-Books vor und die Verkaufszahlen liegen in den Tausenden. Eine Erfolgsgeschichte, die aus einer harmlosen Kinderbuchlesung entstanden ist ...

Wie man ruck-zuck zu einem Suhrkamp-Autor kommt

Eines Tages schrieb mir ein Herr, er wolle den Verrückten kennenlernen, der in Bockenheim (in diesem Frankfurter Stadtteil ist der Verlag beheimatet) Bücher macht. Die Mail gefiel mir. Ich fühlte mich sofort angesprochen. Wir trafen uns und so machte ich Bekanntschaft mit Volker Erbes, ehemaliger Suhrkamp-Autor. Zudem bei Eichborn und Haffmanns verlegt. Ich staunte nicht schlecht. 

Noch mehr allerdings, als er mir ein Manuskript offerierte, das mich interessieren könne. Er bezeichnete es als Krimi. War aber keiner, dennoch war es ein außerordentlich interessanter, durchkomponierter und musikalischer Text, den ich unbedingt verlegen wollte. Der Vertrag war fix unterschrieben und wir fanden einen passenden Titel: „Ein Blues für die Lady“. Nach Erscheinen gab es eine Menge Lob, u.a. von Daniella Baumeister vom HR: „Das Buch liest sich zuweilen wie ein Musikstück, das man hört ...

Eine geheimnisvolle Geschichte über verletzte Liebe und zerbrochene Identität. Über Jazz und Blues
und Mainhattan. Ein geheimnisvolles Buch aus Frankfurt.“ Aha, dachte ich mir, diese ambitionierten
Autoren kochen also auch nur mit Wasser.



Das sündigste Buch

„Tantra – Schrei nach Liebe“ heißt die Biografie einer Frankfurter Tantra-Meisterin, die ich verlegt
habe. Bis sich die Autorin bei mir meldete, hatte ich nur sehr vage Vorstellungen, worum es bei Tantra eigentlich geht. Zu einem Kennenlerngespräch hat sie mich in ihr Tantra-Studio eingeladen.
Sie begrüßte mich in einem Sari und mit weit ausgeschnittenem Dekolleté, das tiefe Einblicke gewährte. Oh la la, dachte ich. Nach zwei, drei Willkommensfloskeln wollte sie mir die Massage-Räume in ihrem Studio zeigen. Schluck! Mir wurde heiß und ich errötete leicht. „Äh, ... ja also,“, sagte ich, „... eigentlich bin ich hier, um über das Buch zu reden ...“

„Ach, das können wir ja später besprechen“, fuhr sie mir ins Wort und nahm mich an der Hand. Mir kam das etwas dubios vor. Wo war ich denn hier gelandet? Plötzlich stellte ich mir die Frage: Tantra,
hat das eigentlich was mit Sex zu tun?

In der darauffolgenden Stunde, eine Stunde der Unendlichkeit gleich einer wundervollen
Sinneszauberreise, wie sie betonte, sollte ich es erfahren. Sie zeigte mir sämtliche Massageräume,
eine Klangschale, mehrere Meditationsformen, stellte mir die dynamische und sensitive Tantra-Massage vor und führte mich so in die Tantra-Welt ein.

Und das Buch? Wir haben einen neuen Termin ausgemacht und dabei besprochen, dass wir es zusammen veröffentlichen werden. „Tantra – Schrei nach Liebe“ ist bereits einige Monate später erschienen. So lernte ich also das Innenleben eines Tantra-Studios kennen und habe wie nebenbei meine Selbstliebe gestärkt (ein mögliches Ziel des Tantra:-)) – als Verleger kommt man halt viel rum.

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