Samstag, 12. Dezember 2015

Hot Chocolate - Merry X-Mas [Leseprobe] Charlotte Taylor


»Und was sind deine Pläne für heute Abend und die nächsten Tage?«, wollte Jill von Sarah wissen, als die eine Wolke Haarspray über ihre frischgestylte Lockenpracht sprühte und noch einzelne Strähnen zurechtzupfte.
»Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung«, gab Sarah zu.
»Sarah! Heute ist Weihnachten und du weißt nicht, was du machst?« Jill starrte die blonde Stylistin entsetzt an. Sie selbst hatte sich gerade in Sarahs Beautysalon nach allen Regeln der Kunst verschönern lassen: Maniküre, Pediküre, Make-up und Haare. Bei der großen Weihnachtsparty im Haus ihres Vaters wollte sie schließlich nicht als Mauerblümchen auflaufen, wenn sich dort Hollywoods Crème de la Crème die Klinke in die Hand gab.
»Ich bin noch nicht dazugekommen, mir ernsthaft Gedanken zu machen«, behauptete Sarah defensiv. »Was meinst du, was hier in den letzten Tagen los war.«
»Ja aber Weihnachten kommt doch nicht so überraschend«, beharrte Jill. »Da plant man doch lange im Voraus.«
»Meine Eltern leben in Nashville und sind außerdem gestern nach Florida geflogen, um dort bis Neujahr auf Kreuzfahrt zu gehen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Und seit mit Lance Schluss ist ...« Ihre Miene verdüsterte sich. »Aber das ist doch auch keine große Sache. Ich werde mich mit einer Pizza aufs Sofa knallen und mir dann drei Schnulzen und eine Flasche Wein reinziehen.«
Jill machte große Augen, in ihren Ohren hörte sich das nach der ultimativen Bankrotterklärung an. Weihnachten alleine zu verbringen ging einfach gar nicht! »Warum gehst du nicht ins Hot Chocolate?«, fragte sie. »Da beginnt heute um sieben die große ›Crazy X-Mas-Party‹ mit allen Schikanen: Essen, Trinken, Livemusik von SUAS, später gibt’s dann Karaoke und noch später kommt ein DJ. Das wird die ganze Nacht gehen.«
»Ich weiß nicht«, murmelte Sarah.
»Was gibt’s da nicht zu wissen? Das ist perfekt! Und die Partys, die Freddy Cooper immer schmeißt, sind absolut legendär. Wenn ich nicht versprochen hätte, heute mit meinem Dad und seinen Hollywood-Gästen zu feiern, wäre ich in jedem Fall mit dabei!«
»Hm, ich hatte mich wirklich auf mein Sofa gefreut. Ich müsste mir ja vorher noch etwas anderes anziehen und so ...« Sarah wusste eigentlich selbst nicht, warum sie so krampfhaft nach einer Ausrede suchte, um nicht zu der Party gehen zu müssen. Denn eigentlich liebte sie die Hot Chocolate-Feten. Da war die Stimmung meist obergenial und auch das Publikum cool. Konnte es sein, dass sie sich schon so derart auf einsame Tage voller Selbstmitleid eingestellt hatte, dass sie von diesem kranken Plan nicht abrücken wollte?
»Merkst du eigentlich selbst, wie lahm das klingt?«, fragte Jill dann auch mit einem ironischen Grinsen.
»Okay, du hast Recht«, gab Sarah zu und lachte befreit auf. Was war sie doch für eine alberne Kuh. »Ich werde hingehen. Aber das Kleiderproblem bleibt. Ich habe in den letzten Monaten so zugenommen und bin praktisch nie ausgegangen, so dass ich überhaupt keine partytauglichen Klamotten habe.« Sie zuckte resigniert mit den Schultern. Der kurze Hoffnungsschimmer war schon wieder verblasst. In keinem Fall würde sie in ihrem Arbeitsoutfit – schwarze Hose, schwarzes T-Shirt – zu dieser Feier gehen.
Doch sie hatte die Rechnung ohne Jill gemacht, die sah auf die Uhr und fragte dann: »Wie lange musst du heute noch arbeiten? Ich hätte noch genau eine Stunde Zeit, ehe ich nach Malibu zu meinem Dad fahren muss.«
»Schau dich um, du bist meine letzte Kundin.«
»Gut, dann husch! Wir gehen shoppen!«
»Aber du kannst doch nicht ...«
»Und wie ich kann! Beeile dich. Aufräumen kannst du ja in den nächsten Tagen. Wir haben jetzt eine Mission!«

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