Samstag, 12. Dezember 2015

Aprils Weihnachtswunder [Leseprobe] Lya Sanders


Heute Nacht habe ich davon geträumt, dass ich grün war und allen Kindern in der Nachbarschaft die Süßigkeiten geklaut habe. Vermutlich war es der unkontrollierte Plätzchenkonsum am Abend, vielleicht bin ich aber auch verrückt und während ich beim Zähneputzen darüber sinniere, ob Brunhilde vor mir einen Partner findet, klingelt mein Handywecker und mahnt mich zur Eile.
Es ist jeden Tag dasselbe. Der Wecker klingelt und ich quäle mich mal langsamer, mal schneller aus den Federn. Ich schleppe mich ins Bad, gehe auf Toilette, dusche und dann, wenn ich so da stehe und mir die Zähne putze, beginne ich zu grübeln und vergesse darüber hinaus die Zeit. Als würde mich das Surren meiner elektrischen Zahnbürste hypnotisieren. Wirklich.
Wie auch immer. Der Wecker klingelt und das heißt, dass ich mal wieder spät dran bin. Ich flitze ins Schlafzimmer und ziehe mich an. Schwarze Jeans, weiße Bluse immerhin kann ich bei der Auswahl meiner Klamotten täglich Zeit sparen. Ich schlüpfe in meine dunkelbraunen Stiefeletten und werfe mir den Strickponcho über. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich mich beeilen muss. Mit einem Schlag auf den Schalter knipse ich das Flurlicht aus, greife nach meiner braunen Ledertasche und ziehe die Tür hinter mir zu.
Während ich die hölzernen Stufen des Altbaus hinablaufe, krame ich hektisch in meiner Handtasche und kontrolliere ob ich alles habe.
Im Erdgeschoss angekommen, weht mir eisiger Wind entgegen. Wo ist nur dieser verdammte Schlüssel. Mit meinen Fingern wühle ich mich durch den Inhalt meiner Tasche, bis es endlich metallisch klimpert. Gott sei Dank. Erleichtert sehe ich auf, spüre einen Widerstand und sitze keine Sekunde später auf dem kalten Steinboden des Eingangsbereiches.

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