Mittwoch, 9. September 2015

[Rezension] Totenhaus von Bernhard Aichner



Verlag: btb
Seitenanzahl: 416
Preis: 19,99 € (HC)
ISBN: 978-3-442-75455-7
Erscheinungsdatum: 17.08.2015
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Bewertung: 5/5






Bei einer Exhumierung auf einem Innsbrucker Friedhof werden in einem Sarg zwei Köpfe und vier Beine gefunden. Schnell wird klar, dass es sich um ein Verbrechen handeln muss, dass hier die Leichenteile eines vor einem Jahr spurlos verschwundenen Schauspielers liegen. Nur eine Person kommt als Täterin in Frage: die Bestatterin, die die Verstorbene damals versorgt und eingebettet hat. Es gibt keinen Zweifel daran, dass Brünhilde Blum den Schauspieler getötet hat. Doch die ist wie vom Erdboden verschluckt …





"Brünhilde, lass die Toten in Ruhe. Brünhilde, hör auf, mit ihnen zu spielen. Brünhilde, hör auf, deine Finger in ihre Nasen zu stecken."
"Du darfst keine Zeit verlieren, Brünhilde, der frühe Vogel fängt den Wurm. Stell dich nicht so an, Brünhilde, sie werden dich schon nicht beißen. Sei kein Mädchen, beiß die Zähne zusammen und hör auf zu weinen. Wenn du jetzt nicht still bist und tust, was ich dir sage, kommst du in den Sarg. Hast du das verstanden, Brünhilde?"





Dieses Buch ist der zweite Teil der "Totenfrau-Trilogie". Das erste habe ich leider noch nicht gelesen (irgendwie neige ich dazu, immer mittendrin in einer Reihe anzufangen, grummel), aber ich hatte dadurch keine Schwierigkeiten.
Blum ist eine Bestatterin und hat Menschen auf dem Gewissen. Da ich dem Buch nicht spoilerhaft vorgreifen möchte, bleibe ich möglichst allgemein: Ist ein Mörder weniger schuldig, wenn er böse Menschen umbringt?
Brünhilde Blum hatte eine fragwürdige Kindheit, einen toten Mann und zwei kleine Mädchen. Sie wuchs in einem Heim ohne Erinnerung an ihre leiblichen Eltern und etwaiger Geschwiste auf. Sie fühlt sich oft einsam, allein und ist innerlich total ausgebrannt. Im Griechenland-Urlaub schlägt sie eines Tages eine deutsche Zeitschrift auf und sieht sich selbst auf einem Bild. Es ist ein großformatiges Foto einer Skulptur aus einer Münchner Ausstellung. Eine pinke Leiche, aufgeschnitten und inszeniert auf einem Zebra. Sie ist zutiefst schockiert. Doch auch die Neugier ist geweckt. Sie reist zu der Leichenausstellung und ist sich sicher: die tote Frau auf dem Zebra ist ihre Schwester. Zeitgleich werden bei einer Exhumierung auf einem Friedhof zwei Köpfe und vier Beine in einem Sarg gefunden. Das Chaos wirft viele Fragen auf und schließlich wird Blum zur Fahndung ausgeschrieben. Die Spannung steigt mit jeder Seite, bis es zum gnadenlosen Showdown kommt.


Fazit: 

Von der ersten Seite an war ich in Bernhard Aichners eigenwilligen, durchaus lockeren Schreibstil vernarrt. Er benutzt meist kurze prägnante Sätze, was ich überhaupt nicht schlimm fand, denn so war an den richtigen Stellen die passende Dramatik aufgebaut. Bernhard Aichner kann mit fünf Wörtern das ausdrücken, wofür andere AutorInnen drei ganze Zeilen benötigen würden. Außerdem gibt es keine Anführungszeichen, nur Bindestriche, die ankündigen, dass nun die andere Person spricht. Ungewöhnlich, aber interessant.

Das Ende des Romans ist relativ offen gehalten. "Totenhaus" besticht vor allem durch psychologische Spannung und Tragik, die ich mit jeder Zeile spürte, und macht neugierig auf den dritten und somit letzten Band der Trilogie.
Die Charaktere waren sehr vielschichtig gestaltet, die Handlung blickdicht, düster und sehr emotionsgeladen. Die einzelnen Handlungsstränge waren gut dargestellt und der rote Faden zog sich durch das gesamte Buch.
Das Cover finde ich schlicht, jedoch keineswegs langweilig. Die Farben passen sogar irgendwie (Tod, Bestattung) zum Inhalt und verraten dennoch nichts.
 
Eine klare Kaufempfehlung für jeden, der mal "was anderes" probieren möchte.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen-Punkte
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