Mittwoch, 26. August 2015

[Rezension] Der erste Sohn von Philipp Meyer


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Das literarische Ereignis des Jahres – Das große Epos über den Gründungsmythos Amerikas.


Dieser Roman begeistert Amerika: Schon kurz nach seinem Erscheinen wurde „Der erste Sohn“ als „moderner amerikanischer Klassiker“ bejubelt und in einem Atemzug mit den Meisterwerken von Cormac McCarthy, John Dos Passos und Larry McMurtry genannt. Philipp Meyer erzählt die Geschichte der Eroberung des amerikanischen Westens als große Familiensaga über drei Generationen. Es ist der Kampf des texanischen Clans der McCulloughs während der letzten 150 Jahre um Land, Öl und Macht.

"Den meisten wird mein Geburtsdatum vertraut sein. Die Unabhängigkeitserklärung, die die Republik Texas aus mexikanischer Tyrannei befreite, wurde am 2. März 1836 in einer bescheidenen Hütte am Rande des Brazos River unterzeichnet. Die Hälfte der Unterzeichner war malariakrank, die andere Hälfte war nach Texas gekommen, um dem Strick des Henkers zu entgehen. Ich war der erste Sohn dieser neuen Republik."

"Denk dran, das alles ist einen Scheiß wert, wenn man nicht seinen Namen dranhängt."

"So ist es immer schon gewesen. Die Menschen verwandeln Erde zu Sand und Obst zu Dornen. Etwas anderes kriegen wir nicht zustande."

Im Zentrum des Geschehens steht die Familie McCullough. Eli, der erste Sohn des Ehepaars McCullough, wird im Frühjahr 1836 geboren. Dem Tag der Gründung des Staates Texas. Mit Hilfe seiner Geschichte werden die großen Mythen des Wilden Westens erzählt. Nachdem Eli im Alter von 13 Jahren seine Familie - Mutter, Schwester und Bruder - durch einen Überfall der Comanchen verliert und er von ihnen als Gefangener verschleppt wird, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich dem Stamm anzupassen. Er lernt zu überleben und eignet sich verschiedene Fertigkeiten an. Er wird zu ihrem Krieger, reitet mit auf Beutezüge und skalpiert sogar seine Opfer. Das Blatt wendet sich prompt, als der Großteil des Stammes drei jahre später aufgrund einer Pockenepidemie verstirbt. Eli kehrt zu den Weißhäutigen und in deren Zivilisation zurück. Dort kann er seine Fähigkeiten so weit einsetzen, dass er Land und Öl in Geld und Macht verwandelt. Nach und nach erschafft er so eine einflussreiche Dynastie.

Im Verlauf der Geschichte erfahren wir als Leser seine aufsteigende sowie einflussreiche Entwicklung zum Öl-Baron und auch mehr über seinen Sohn Peter, seine große Liebe Maria und seine Urenkelin Jeanne. Immer nebenher noch etwas über die (ungeschönte) Geschichte des wilden Westen. Die Handlung nimmt allerdings keine Rücksicht auf Empfindlichkeiten der Leser. Vielleicht wirken die Handlungen gerade deswegen so authentisch.

Erzählt wird in verschiedenen Zeitebenen über einen Zeitraum von 150 Jahren. Es dauerte etwas, bis ich mit den Perspektivenwechseln zurechtkam. Einmal drin, ging es dann aber durchweg gut.

Die Charaktere sind vielschichtig, gut ausgearbeitet und wirken sehr lebendig. Eli fand ich zwar nicht direkt sympathisch, aber er hat mich neugierig auf sich gemacht. Im Verlauf des Buches gewann er mehr und mehr an Respekt. Oft las ich seine Worte und dachte mir: Oh, wie poetisch.


Das Cover mag ich sehr. Es sieht nicht unbedingt nach dem wilden Westen aus, dennoch gefällt mir das Titelbild. Auch die Farben sind stimmig. Alles wirkt beruhigend und läßt die Abenteuer erahnen, die sich dahinter verbergen.


Fazit: 

Explizite Szenen, präzise, brutal, wortgewaltig, gut recherchiert, lehrreich und unglaublich fesselnd. Ich dachte nicht, dass mir das Buch so sehr zusagen würde und bin selbst überrascht davon. Die beachtliche Zahl an Seiten, vor der ich anfangs Angst hatte, da ich dachte, dass mich das eher abschrecken würde, spielte gar keine Rolle mehr. Ein unglaublich intensiver und mitreißender Roman, der mich nachhaltig schwer beeindruckt hat. Nichts war langweilig oder unstrukturiert. Ich hätte mir jedoch gewünscht, die Saga wäre chronologisch erzählt worden. Vor allem bei so viel Inhalt.

Ich werde "Der erste Sohn" definitiv noch einige Male lesen. Außerdem möchte ich mir das Hörbuch dazu vornehmen. Es soll genauso großartig sein. 

5 von 5 Sternen-Punkte


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